IDoR 2024

Rede zum Inter* Day of Remembrance

Vielen Dank für Euer kommen zum Inter* Day of Remembrance – dem Tag zur Erinnerung an die Opfer von Inter*feindlichkeit

Der Inter* Day of Remembrance, wird seit 2005 am heutigen 8. November gefeiert, dem Geburtstag einer der bekanntesten inter* Personen, Herculin Barbin. Barbin ist 1838 geboren und nahm sich mit 29 Jahren das Leben in Paris. 

Der heutige Inter* Day of Remembrance wird weltweit von intergeschlechtlichen Menschen begangen um auf Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen aufmerksam zu machen, die sie erfahren.

Und um die Sichtbarkeit von intergeschlechtlichen Menschen und ihrer Lebensrealitäten zu erhöhen.

Eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) ist 2020 zu dem Ergebnis gekommen, dass von LGBTIQA+ insbesondere inter* Personen häufig am stärksten von multiplen Diskriminierungen betroffen sind.

Es braucht dringend Maßnahmen die zu ändern. Das neue Selbstbestimmungs-gesetzt war eine sehr wichtige Maßnahme. Hoffen wir, dass mit dem neuen Gesetz nicht nur eine Veränderung der rechtlichen Lage von inter* Personen geschaffen ist, sondenr auch eine Veränderung in der Gesellschaft bewirkt.

Es braucht eine Gesellschaft die offen, freundlich und respektvoll ist.

Mögen Polemiker*innen noch so laut und oft binäre heteronormative Bilder als die einzige Wahrheit propagieren, die Welt der Geschlechter ist nicht binär.

Demokratie bedeutet nicht dass die Mehrheit sich durchsetzt. Sondern das die Bedürfnisse aller Berücksichtigung finden und Themen gemeinsam verhandelt werden. Mit dem Ziel möglichst für alle positives zu erreichen oder für alle tragbare Kompromisse zu finden. Eine Gesellschaft, die Zukunft hat, ist eine Gesellschaft, die für Angehörige marginalisierter Gruppen einen Platz in Ihrer Mitte hat. Ein Gesellschaft, die uns mit starren Geschlechterbildern einengt, fügt uns allen Schmerzen zu. Eine Gesellschaft, in der nur der jeweils stärkste und lauteste scih auf Kosten der anderen durchsetzt, hat keine Zukunft, sie richtet sich über kurz oder lang selbst zugrunde.

Lasst uns daher weiter daran arbeiten, dass Vielfalt ein selbstverständlicher Teil unseres Leben und unserer Gesellschaft wird. Hören wir einander zu. Lasst uns über Bedürfnisse reden. Jeder Mensch ist etwas Besonderes auf seine eigene Art. Klären wir uns also gegenseitig auf. Enttabuisieren wir Themen.

Enttabuisieren wir Umgang mit Intergeschlechtlichkeit.

Wir wollen die Öffentlichkeit umfassend über Intergeschlechtlichkeit informieren.

Wo die Gesellschaft einen offenen Umgang mit Intergeschlechtlichkeit verweigert, erfahren auch inter* Personen selbst erst in der Auseinandersetzung mit anderen inter* Personen eine selbstverständlichere Eigenwahrnehmung, die jedoch Grundlage für ein intaktes, stabiles Selbstbild ist.

Wir wollen der Öffentlichkeit und anderen inter* Personen Zugang zu wichtigen Informationen geben und zeigen.

Um selbstbestimmt leben zu können sind neben Rechten auch Zugang zu Informationen wichtig. Nur wer informiert ist, kann entscheidungen treffen.

Das trifft sowohl auf Betroffene wie auch Angehörige und Freund*innnen zu.

Viele inter* Personen wurden medikamentös oder operativ
ohne umfassende Aufklärung oder gegen ihren Willen von Ärzten behandelt.

Vor allem Neugeborene konnten sich noch nicht mit ihrer Geschlechtsidentität auseinandergesetzt haben und selbstbestimmt dazu eine Entscheidung treffen ob und welche geschlechtsangleichende vornehmen wollen.

Doch auch ältere werden oft unzureichend oder gar nicht Aufgeklärt und sind so nicht fähig eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen..

Diese Behandlungspraxis ist Menschenrechtswidrig!

Zwar trat im Mai 2021 ein wichtiges Gesetz zum Schutze von Kindern „mit Varianten der Geschlechtsentwicklung” in Kraft, dass einen ersten Schritt zu einer gesetzlichen Regelung im Umgang mit intergeschlechtlichen Kindern darstellte Doch noch bietet es keinen ausreichenden Schutz für alle Kinder vor uneingewilligten Eingriffen und klammert Jugendliche und Erwachsene per se aus. Es braucht Nachbesserungen.

Denn das Resultat dieser Eingriffe sind häufig psychische und gesundheitliche Probleme.

Zu viele meinen zu unrecht, inter* Personen hätten es nach diesen Eingriffen leichter im Leben. Nein! … Ein Mensch kann nicht in ein binäres System gezwungen werden.

Ein Mensch muss selbstbestimmt entscheiden dürfen und können, wie sein eigenes Leben aussehen soll. Dazu braucht es Aufklärung.

Hoffen wir, dass mit der neuen Gesetzeslage das Thema Inter* allgemein bekannter wird und sich Menschen mehr Wissen aneignen. Leider klappt das nicht immer so ganz und es entstehen Falschannahmen. Eine davon ist, dass Inter* kein „Drittes Geschlecht“ ist. Die körperlichen Realitäten von Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale sind so vielfältig, dass sie nicht einfach in einer dritten Kategorie subsumiert werden können.

Intergeschlechtlichkeit oder Inter* ist ein Begriff für Menschen, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren werden. Und die Erscheinungsbilder können so verschieden sein wie inter* Personen individuell sind.

Unterschiede, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform, die nicht nur männlich oder nur weiblich ausgeprägt ist, sondern beide Ausprägungen darstellt. Dabei ist uns wichtig folgendes zu betonen:

Inter* Personen haben keinesfalls einen kranken oder falschen Körper. Es fordert lediglich eine Los-Lösung von den binär gedachten Kategorien.

Fehlende Rücksicht auf die Bedürfnisse, Fehlende Akzeptanz von Intergeschlecht-lichkeit, und die direkte und indirekte Diskriminierung von inter* Personen
kann für sie tödlich sein.

Und wir wollen denen Gedenken, die ums leben gekommen sind.

Und dazu will ich eine kurze Pause machen.

<pause>

Sagt ihre Namen. Doch noch nich mal das ist uns möglich.

Leider ist zu wenig über diese Fälle bekannt.

Es fehlen Untersuchungen und Statistiken.

  • Wir fordern dass es diese gibt.
  • Wir fordern die statistische Erfassung von Straftaten gegen inter* Personen.
  • Wir fordern Studien die uns mit ihren Erkenntnissen befähigen das Leben von inter* Personen zu verbessern.
  • Wir fordern die Aufklärung der Gesellschaft.
  • Wir fordern, dass Intergeschlechtliche Menschen auf positive Weise in die Lehrpläne und die Bildung einbezogen werden.
  • Wi fordern, dass im Im Gesundheits- und Sozialwesens sensibilisiertes und geschultes Personal eingesetzt wir.
  • Wir fordern die Anerkennung von Menschenrechtsverletzungen und die Entschädigung von Überlebenden von erlittenen Maßnahmen.

Wir stehen für eine Welt, in der intergeschlechtliche Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt anerkannt und vor uneingewilligten Eingriffen und Diskriminierung geschützt werden. Eine Welt, in der sie sichtbar sind, gefeiert werden und ihre Menschenrechte gewahrt werden.

Danke! Dass ihr mit uns zusammen hier seid!

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